FEUERWEHR EPPELBORN
Samstag, 20.04.2024 11:01
Eppelborn   |  Bubach-Calmesweiler   |  Dirmingen   |  Habach   |  Humes-Hierscheid   |  Wiesbach   |  Macherbach
Samstag, 06.06.2009
Druckversion
Frank Recktenwald
AUSBILDUNG

Einsatztraining an der Landesfeuerwehrschule - Löschbezirk Eppelborn ist fit in technischer Hilfe

Bild: Einsatztraining an der Landesfeuerwehrschule - Löschbezirk Eppelborn ist fit in technischer Hilfe

Eppelborn. Ohne Verschnaufpause ging es sofort los: "Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person, weitere Person hängt am Baugerüst", begrüßte der Übungsleiter die Kameraden aus dem Löschbezirk Eppelborn mit knappen Worten, die gerade mit vier Einsatzfahrzeugen an der Feuerwache 2 in Saarbrücken angekommen waren. Dort, wo auch die Landesfeuerwehrschule untergebracht ist, wollten sie einen Nachmittag lang Einsätze aus dem Bereich der technischen Hilfeleistung trainieren.

Das große Übungsgelände der Schule bietet dazu optimale Möglichkeiten: Neben technischen Einsätzen an Silo, Trümmerhaus und Reisezug lassen sich auch Verkehrsunfälle mit Lkw, Pkw oder Reisebus nachstellen. Das Retten aus Höhen und Tiefen kann dabei ebensogut traniert werden wie das Befreien von Personen aus Fahrzeugen und anderen ungewöhnlichen Lagen.

Der abgestürzte Bauarbeiter wird gesichert
Und gleich der erste Einsatz hatte es in sich: Der Fahrer eines Pkw hatte die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war gegen ein Baugerüst gekracht. Der dort gerade beschäftigte Arbeiter verlor dadurch den halt und stürzte in die Tiefe. Glücklicherweise hatte er vorschriftsmäßig eine Absturzsicherung angelegt, doch jetzt hing er hilflos mehrere Meter über der Unfallstelle. Der Fahrer des Pkw hatte nicht so viel Glück: Er wurde durch den Aufprall schwerverletzt in seinem Fahrzeug eingeklemmt.

Nachdem der Einsatzleiter die Lage erkundet hatte, wurden zwei Einsatzabschnitte gebildet. Während der Fahrer noch vom Rettungsdienst erstversorgt wurde, wurde bereits eine Leiter am Baugerüst in Stellung gebracht. Zwei Feuerwehrleute sicherten den Arbeiter, bevor sie ihn mit einer Leine zu Boden lassen konnten. Sofort kümmerten sich Sanitäter der Feuerwehr um den Verletzten.

Inzwischen konnte auch der verletzte Fahrer befreit werden. Nachdem die Pedale zur Seite gezogen wurden, konnte er mit einem Rettungsbrett nach hinten aus dem Fahrzeug gerettet und dem Rettungsdienst übergeben werden werden. Damit war das Übungsziel erreicht.

Nachdem die Fahrzeuge wieder einsatzbereit waren, gönnte die Übungsleitung nur eine kurze Pause, und schon wartete das nächste Szenario: Ein Handwerker war vom Dach eines Mehrfamilienhauses gestürzt und bewusstlos auf dem Balkon im zweiten Stockwerk liegen geblieben. Alle Türen waren verschlossen, also blieb nur der Weg über eine Leiter. Und darüber musste auch die Rettung stattfinden. Dazu musste der Patient mit Leinen auf der Trage fixiert und über einen Leiterhebel gerettet werden.

Arbeiten mit dem Brennschneider
Während eine Gruppe mit dieser Aufgabe beschäftigt war, wies ein Polizist die restliche Mannschaft an einer anderen Einsatzstelle ein: Dort war eine Person unter einem schweren Metallteil begraben. Ein Anheben der Last war wegen des enormen Gewichts nicht möglich, so die Vorgabe der Übungsleitung. Die einzige Möglichkeit: Mit einem Brennschneidgerät musste das Metallteil zerlegt und so Zugang zur Person geschaffen werden. Vorher mussten mit hydraulischen Zylindern und einem Greifzug Teile der Konstruktion gesichert werden.

Nach jeder Übung fand eine Nachbesprechung statt, bei der alle Fehler und kleineren Missgeschicke angesprochen wurden. Doch zu meckern gab es nicht viel: Löschbezirksführung und Übungsleitung waren durchweg von der Durchführung der Arbeiten begeistert.

Das setzte sich auch bei der nächsten Aufgabe fort: Eine Person war in einen metertiefen Schacht gestürzt und lag jetzt schwerst verletzt am Boden. Um sie zu retten, wurde im Dachgeschoss eine Rolle in Stellung gebracht, um darüber dann die Trage nach oben zu ziehen. In dem engen Schacht war das Schwerstarbeit, denn es blieb kaum Bewegungsfreiheit beim Hantieren mit Leiter, Trage und medizinischer Ausrüstung.

Vor dem Gebäude mussten pneumatische Hebekissen eingesetzt werden, um eine weitere Übungspuppe unter einem mehrere hundert Kilogramm schweren Betonteil zu retten. Nachdem die Einsatzstelle mit Holzbohlen und Keilen gesichert war, konnte auch diese Person befreit werden.

Auch nach dieser Übung gab es in der Nachbesprechung nur wenig Kritik: Die rund 20 Feuerwehrleute hatte ihre Hausaufgaben gemacht und eine großartige Leistung gezeigt. Doch perfekt ist natürlich niemand: Die Fehler, die gemacht wurden werden Thema in den nächsten Übungen im Löschbezirk sein.

Zum Abschluss bot sich die Gelegenheit, die neue "Multicut"-Rettungssäge in der Praxis auszuprobieren. Sie ist eine Spezialsäge, um Abluftöffnungen für Rauch und Hitze zu schaffen. Damit lassen sich vor allem auch Holzbretter mit Nägeln, Trapezbleche und mit Teer- oder Dachpappe belegte Dächer öffnen.

"Hintergrund
Neben einer fundierten theoretischen Ausbildung muss vor allem eine realitätsnahe praktische Ausbildung sichergestellt werden. Hierzu wurde an der Feuerwehrschule des Saarlandes in den Jahren 1997 und 1998 ein Übungsgelände errichtet, das in den kommenden Jahren sukzessive durch einzelne Übungselemente ergänzt werden soll.

Das Übungsgelände mit seinen Übungsobjekten steht allen kommunalen Feuerwehren und den Werk- und Betriebsfeuerwehren außerhalb der Schulungszeiten nach vorheriger Reservierung kostenlos für Übungen zur Verfügung.

Zur Zeit befinden sich auf dem ca. 3600 m² großen Areal u.a. folgende Übungselemente:

  • Gleistrasse mit Reisezugwagen
  • Rohrgraben
  • begehbares Kanalsystem
  • schiefe Ebene
  • Straßenabschnitte innerorts und außerorts
  • Siloanlage
  • Gefahrgut-Fasslager
  • Trümmerhaus
  • Hydrantenanlage
  • Gasflaschenlager